Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren, Konflikte im Team reduzieren, bessere Mitarbeitergespräche führen – wie geht das? Meine Antwort ist: Mit deiner Sprache.

Dafür ist es unabdingbar, dass du die Wirkung deiner Worte kennst.

Ich habe es als Führungskraft selber erlebt:  

Als Leiterin eines mehrköpfigen Teams gab es Mitarbeiterinnen, mit denen ich mich blind verstand. Mir kam Wohlwollen entgegen, die tägliche Arbeit gestaltete sich reibungslos. Sie schätzten mich als Vorgesetzte, ich mochte sie als Teammitglied. 

Und dann gab es jene, denen ich es nicht recht machen konnte. Bei denen die so genannte Wellenlänge nicht stimmte. Bei denen ich vom ersten Moment an Widerstand spürte. Mitarbeitergespräche gestalteten sich schwierig. Aufträge zu erteilen, war mit einem flauen Gefühl verbunden: Wie spreche ich die Aufforderung am besten aus?

Die richtige Perspektive: ICH bin verantwortlich. ICH kann die Situation gestalten. 

Wie hätten mir damals die Tools geholfen, über die ich heute verfüge! 

Um diese Tools anzuwenden, braucht es zunächst die richtige Perspektive. Sie heisst: ICH bin für jede Situation verantwortlich, in der ich mich befinde. ICH bin aufgefordert, hier etwas zu lernen. ICH kann diese Herausforderung gestalten.

Dabei hilft dir deine innere Haltung – und deine Sprache.

Jede noch so unbedeutsam erscheinende Situation in unserem Leben haben wir selber kreiert. Zielsicher – und unbewusst – holen wir uns Erfahrungen ins Leben, die für unsere Entwicklung wichtig sind. Dass du diesen Text hier liest, ist ebenso wenig ein Zufall wie die Herausforderungen, denen du zurzeit gegenüber stehst. Scheinbar gegenüber stehst: In Wahrheit stehen dir diese Herausforderungen zur Seite. Durch sie eröffnen sich dir neue, fantastische Möglich- und Wirklichkeiten.

Bedien dich vom Buffet der Instrumente

Ich zeige dir im Folgenden einen Weg auf, der dazu führen wird, dass sich die Konflikte in deinem Team reduzieren, du leichter Mitarbeitergespräche führst und dich als Führungskraft deutlich wohler fühlst.

Der Weg besteht aus fünf Schritten mit 15 konkreten Instrumenten. Es ist ideal, alle Instrumente zu bedienen und einzusetzen – doch kannst du nicht alle auf einmal umsetzen. Daher lade ich dich ein, von diesem Buffet der Möglichkeiten das herauszunehmen, was dich am meisten anspricht. Dann ist es das Richtige für dich. Die fünf Schritte sind:

  • Reduziere deinen inneren Stress
  • Bring deine Wertschätzung zum Ausdruck
  • Sei authentisch
  • Sprich klar
  • Sei positiv

1. Reduziere deinen inneren Stress

Stress steht einer wertschätzenden Kommunikation immer im Weg. Wenn du ehrlich mit dir selber bist: Empfindest du Druck? Gibt es auf der Arbeit häufig Situationen, in denen du Stress empfindest? Hast du manchmal Mühe, abends und in der Nacht abzuschalten?

Wenn ja, dann lädt dich das Leben jetzt dazu ein, diesem Druck offen zu begegnen – und ihn dadurch abzubauen.

Wende dich deinem inneren Kind zu

Denk bitte an eine typische Situation, in der es dir besonders schwerfällt, aus einem Gefühl der Selbstsicherheit und inneren Mitte mit einer Mitarbeiterin oder einem Kollegen zu sprechen.

In der du innerlich schon in Aufruhr bist, bevor die andere Person überhaupt zu sprechen beginnt – oder ihren Satz fertig gesprochen hat. 

Nimm dir dafür ein paar Minuten Zeit.

 

Und?

 

In meiner Erfahrung liegen solchen Situationen zwei Gegebenheiten zugrunde: 

  1. Sie erinnern dich unbewusst an eine Situation, die du als Kind in ähnlicher Form erlebt hast, und die du noch nicht verarbeitet hast. Dein inneres Kind meldet sich. Du empfindest inneren Stress.
  2. Dies geht einher mit äusserem Zeitdruck, Arbeitsüberlastung oder dem Gefühl, der Situation oder Aufgabe nicht gerecht zu werden – nicht zu genügen.

Im Kampf-oder-Fluchtmodus (Fight or Flight)

Wenn dich eine Situation aufwühlt und stresst, stösst dein Körper Adrenalin aus. Instinktiv gerätst du in den Kampf-oder-Fluchtmodus. Dein inneres Kind will dich schützen und schreit „Achtung“ – es wehrt sich und übernimmt das Steuer über deine sprachlichen Äusserungen. Diese sind dann meist anklagend, verteidigend – und oftmals laut.  

Es gibt einen Ausweg aus diesem Kreislauf: Wende dich deinem inneren Kind zu.

  • Schau genau hin, in welchen Situationen du ausser dich gerätst. Welches Verhalten ist ein rotes Tuch für dich? Welche Eigenschaften lehnst du an der Person oder Situation ab, die dich aufwühlt?
  • Suche Zusammenhänge zu früher: Welche Person benahm sich damals ähnlich wie jene Person, die dir heute scheinbar Probleme bereitet? Was haben die Stress erzeugenden Situationen von heute mit Erlebnissen in deiner Kindheit zu tun? Woran erinnern sie dich? Vertrau darauf, dass sich dir die Antworten zeigen – auch wenn du meinst, alles vergessen zu haben.
  • Betrachte jede Person als deinen Spiegel: Auf welche alten, unverarbeiteten Wunden weist dich der Mensch hin, bei dem dir eine wertschätzende Kommunikation schwerfällt? Das, was du an ihm ablehnst, das lehnst du auch an dir selber ab. Du hast diesen Aspekt an dir (noch) nicht angenommen und gestehst ihn dir (noch) nicht zu.

Fallbeispiel: Otto H., 54 Abteilungsleiter in einem Schweizer Bundesamt

Otto fühlte sich im Umgang mit Mitarbeitenden im Team und im Projekt oft unsicher. Das äusserte sich in einer harschen Kommuni-kation, die ihn und sein Arbeits-umfeld belastete. Es gab eine hohe Fluktuation in Ottos Team.

Während des online-Trainings entdeckte Otto, dass er vor allem bei Zeitdruck und bei Angst vor unzureichender Leistung den wertschätzenden Ton verlor. Er erkannte, dass er dann den gleichen Sprachstil wie sein Vater annahm. Dieser war früher ungeduldig und barsch mit seinen Kindern umgegangen – aus Stress und Angst, seine Familie nicht hinreichend ernähren zu können.

Otto entwickelte in der Folge gezielte Methoden, wie er den Zeitdruck während Sitzungen und den Stress in seiner täglichen Kommunikation reduzieren konnte. Unter anderem vermied er den Ausdruck „Ich muss“. Diesen hatte er zuvor fast in jedem Satz verwendet.

Instrument 1: Entdecke Zusammenhänge zwischen heute und früher

Wenn dich eine Person oder Situation aufwühlt, erinnert sich dein inneres Kind an vergangene unverarbeitete Erfahrungen. Du darfst diese Erfahrungen heute, als erwachsenes Ich, gefahrlos betrachten. Nutze jede Gelegenheit, Zusammenhänge zwischen heutigen Stresssituationen und Erlebnissen in deiner Kindheit herzustellen. Dabei ist es besonders bedeutsam, die Gefühle zu fühlen und zuzulassen, die du damals unterdrückt hast. Je öfter dir dies gelingt, desto mehr verlieren die heutigen Situationen und Personen ihr Stresspotenzial: Du bleibst gelassen.

Sprich eine Sprache, mit der du Druck von dir nimmst

Der Ausdruck „Ich muss“ ist ein Stressmacher par excellence. Er vermittelt eine Botschaft. Sie lautet: Ich bin fremdbestimmt. Ich darf nicht selber entscheiden, was ich tue. So meinen wir zu müssen, tagein – tagaus: Wir müssen aufs Klo, wir müssen an die nächste Sitzung, wir müssen noch schnell diesen Anruf machen oder am nächsten Tag zum Zahnarzt gehen.  

Damit machen wir uns zum Opfer. Unser Körper reagiert mit dem Ausstoss von Stresshormonen. Wenn wir uns bewusst machen, dass wir alles selber wählen und wollen, dann treten wir aus der Ohn-Macht aus und kommen wieder in die Eigen-Macht.

Instrument 2: Streiche „ich muss“

Hand aufs Herz: Wie oft am Tag sagst du „ich muss“ – womöglich gar „ich muss noch schnell“? Befreie dich vom Druck, den du damit selber erzeugst, und vermeide diesen Ausdruck. Wenn du das erreichst, verschwindet der Zusatz „noch schnell / rasch“ meist gleich mit. Dann hast du doppelt gewonnen!

Ähnlich Stress erzeugend ist unsere Angewohnheit, alle Tätigkeiten sprachlich in die Gegenwart zu packen. Werden wir nach unserem Tagesprogramm gefragt, zählen wir auf: Nach der Sitzung mache ich noch rasch das Protokoll, dann treffe ich einen Kollegen zum Mittagessen, am Nachmittag habe ich dann noch zwei Mitarbeitergespräche und am Abend gehe ich zur Diplomfeier unserer Tochter.

Mit der Auszählung deiner Tätigkeiten in der grammatikalischen Gegenwart suggerierst du deinem Hirn: Alles findet gleichzeitig statt – und zwar jetzt!

Instrument 3: Brauche das Futur

Du nimmst den Druck aus deiner Sprache, wenn du von der momentanen Tätigkeit in der Gegenwart sprichst – und alle nachfolgenden im Futur formulierst. Der Punkt zwischen den Sätzen und die grammatikalische Zukunft verschaffen dir Luft. Also: Jetzt habe ich eine Sitzung. Anschliessend werde ich das Protokoll schreiben. Um zwölf Uhr werde ich mit einem Kollegen zu Mittag essen. Darauf freue ich mich schon!

2. Bring deine Wertschätzung zum Ausdruck

Wenn du deinen inneren Stress – und damit die grösste Hürde für eine wertschätzende Kommunikation – abgebaut hast, kannst du damit beginnen, deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu BEFLÜGELN! 

Das geschieht, indem du ihr menschliches Grundbedürfnis stillst: Gesehen und gehört zu werden. Wenn du dich ihnen offen und wohlwollend zuwendest, dann werden deine beruflichen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter freudvoll mit dir zusammenarbeiten und gemeinsame Ziele erreichen wollen.

Nimm wertschätzend Kontakt auf

Am Anfang jeder Kommunikation steht die Kontaktaufnahme. In unserer hektischen Arbeitswelt geschieht diese meist unbewusst und flüchtig. Während wir zur Tür hinaus laufen, rufen wir über die Schulter kurz zurück, wohin wir gehen. Wir können so nicht sicher sein, ob der oder die Angesprochene uns wirklich hört. Missverständnisse sind die Folge. 

Du machst einen grossen Unterschied, wenn du diese Kontaktaufnahme bewusst und wertschätzend gestaltest. Mit den drei A ist das gewährleistet. Sie verleihen jedem nachfolgendem Austausch eine höhere Qualität.

Instrument 4: Nimm wertschätzend Kontakt auf

Die wertschätzende Kontaktaufnahme geschieht mit den drei A: Ansprechen – anschauen – (kurz) atmen. Du sprichst die Person mit ihrem Namen an. Du wartest, bis sie dich anschaut. Mit dem Blickkontakt vergewisserst du dich, dass sie mit ihrer Aufmerksamkeit bei dir ist. Ein kaum wahrnehmbares, kurzes Atmen intensiviert die Präsenz auf beiden Seiten. Jetzt kannst du deine Botschaft anbringen.

Gib wertschätzendes Feedback

Feedback zu geben ist die einfachste Art zu zeigen, dass du deine Mitarbeiterin oder deinen Mitarbeiter in seiner Art und seiner Arbeit erkennst.

Es gibt viele Feedbackregeln, die du im Internet nachlesen kannst. Mir geht es an dieser Stelle um die wertschätzende innere Grundhaltung, die jedem Feedback zugrunde liegen darf. Diese Grundhaltung geht davon aus, dass jeder Mensch immer sein Bestes gibt und tut. Das mag nicht das sein, was du selber als gut empfindest. Doch darfst du die Bemühungen des anderen in einem ersten Schritt sehen und aufrichtig anerkennen.

Instrument 5: Gib oft und wertschätzend Feedback

Ich lade dich dazu ein, deiner Mitarbeiterin und deinem Mitarbeiter häufig Feedback zu geben. Finde dabei immer mindestens einen Punkt, den du an ihrer oder seiner Arbeit schätzt. Gehe darauf am Anfang deines Feedbacks ein. Danach kannst du weitere Punkte anführen, die dir gefallen haben oder die dir verbesserungswürdig erscheinen.

Höre offen zu

Der Unterschied zwischen einer unbeliebten und einer geschätzten Führungskraft besteht oft allein in der Fähigkeit, wie sehr sie sich auf andere einlassen kann.

Wie bereitest du dich auf Mitarbeitergespräche vor? Überlegst du dir vorher eine Strategie, wie du deine Botschaften und Ziele am besten anbringst?

Oder ist es manchmal auch Teil der Strategie, keine zu haben? Bist du mutig genug, einzig mit der Absicht zuzuhören in ein Gespräch zu gehen? Und den Verlauf allein davon abhängig zu machen, was dir die andere Person sagt?

Wie unvoreingenommen, offen und aufrichtig hörst du zu?

Aktiv zuzuhören ist anstrengend! Doch deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden es dir mit Loyalität und Engagement danken.

Instrument 6: Übe dich im aktiven Zuhören

Im Internet findest du die Techniken für aktives Zuhören (paraphrasieren, verbalisieren, nachfragen etc.). Auch hier geht es mir vor allem um die innere Grundhaltung:

Die Essenz guten Zuhörens ist Empathie. Sie kann nur dann erreicht werden, wenn du dich im Gespräch nicht selbst in den Vordergrund stellst. Als gute Zuhörerin und guter Zuhörer lässt du dich auf die Erfahrungswelt des anderen ein. Du begegnest dem anderen offen. Dabei lässt du alle bisherigen Erfahrungen und (Vor-)Urteile aussen vor.

3. Sei authentisch

Keine Kommunikation ist kraftvoller als die authentische.

Jeder Mensch besitzt Spiegelneuronen. Diese feinen Sensoren lassen uns wahrnehmen, wie offen und ehrlich der Mensch ist, mit dem wir gerade sprechen (und auch, wie gut er uns zuhört – siehe oben).

Kommunizierst du offen, wird das dazu führen, dass sich auch die Menschen in deinem Umfeld öffnen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich ebenfalls ganz zeigen – und ganz einbringen wollen.

Zeig deine Gefühle

„Manche von Ihnen mögen glauben, dass ich gefühlsmässig weit weg von Ihrem Tagesgeschäft bin. Ich versichere Ihnen: Ich sehe Ihren Einsatz! Und er berührt mich zutiefst.“
CEO AM MITARBEITERANLASS

Gefühle zu zeigen oder sie zu verbalisieren, wird in unserer Gesellschaft oft mit Schwäche gleichgesetzt. Das Gegenteil ist wahr: Wenn du dich gerade als Führungskraft verletzlich und empfindsam zeigst, nehmen dich Mitarbeiterinnen und Kollegen als stark und mutig wahr – weil du es bist! Du offenbarst damit deine Menschlichkeit. Das ermutigt und motiviert die Menschen, mit denen du interagierst.

Fallbeispiel: Albert K., 58 Stabsmitarbeiter in einem grossen Schweizer Unternehmen

Albert wurde von seinem Vorgesetzten zur Teilnahme am Sprachcoaching ermuntert. Nachdem er die ersten Module mehr pflichtbewusst als engagiert mitgemacht hatte, löste Modul 5 zur Authentizität etwas in ihm aus.

Er erkannte, dass er andern oft etwas vormachte. Nach aussen hin trat Albert wortgewandt und mitteilsam auf. Doch seine ehrliche Meinung versteckte er ebenso wie seine Schwächen – er wahrte den Schein.

Die wöchentlichen Gespräche und zwei persönliche Coachings gaben Albert den Schlüssel in die Hand: Er begriff, wie die Werte und die Konstellation in seiner Herkunfts-familie seinen Umgang mit anderen prägen. Das führte zu einem neuen Verständnis für sich selber – und es veränderte automatisch seine kommunika-tiven Verhaltensmuster.

Instrument 7: Sprich über Gefühle / „Ich fühle“ statt „ich denke“

Übe dich darin, dich deiner Gefühle in einer bestimmten Situation bewusst zu werden. Ist es Freude, Begeisterung, Wut oder Enttäuschung? Sag es! Sag, was in dir vorgeht.

Du unterstützt den Prozess, wenn du bewusst vom Denken ins Fühlen kommst. Sag dafür anstelle des allgegenwärtigen „Ich denke“ so oft wie möglich „Ich fühle“, „ich spüre“ oder auch „Ich habe das Gefühl“. Wenn du doch wieder „ich denke“ gesagt hast, formuliere den Satz mit obigen Varianten nochmals neu.

Lass deine Bedürfnisse gelten, damit du sie auch anderen zugestehen kannst

Ganz und authentisch sein heisst auch: ehrlich sein – mit dir selbst und anderen.

Kennst du Situationen, in denen du dich aus Angst vor der Reaktion deines Gegenübers mit einer ehrlichen Antwort zurückgehalten hast? Opferst du dich manchmal auf und lädst dir zähneknirschend mehr Arbeit auf als nötig? Nimmst du deine eigenen Bedürfnisse wahr?

Nur wenn du zu deinen Bedürfnissen stehst, wirst du anderen zugestehen, dass auch sie ihre Bedürfnisse erfüllen. Das wiederum ist ein unabdingbarer Motivationsfaktor für deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fang damit an, dir selber genügend Raum einzuräumen. Dafür gibt es ein effizientes sprachliches Mittel:

Instrument 8: Räum deinem ICH Platz ein

Erwähne immer das ICH, wenn du im Satz das Subjekt bist. Fehlt das ICH in deinen Sätzen, bleibt es auch im Leben auf der Strecke. Vermeide also Stummelsätze wie „Komme gleich“, „Bin grad weg“ oder „Gehe noch kurz in die Pause“. Achte darauf auch in deinen E-Mails, SMS oder WhatsApp-Nachrichten – egal, wie kurz sie sind!

PS: Das hat nichts mit Egoismus zu tun, wie es uns frühere Generationen weismachen wollten.

4. Sprich klar

Es gibt eine Sprache des Erfolgs und der Zielorientierung. Sie ist klar und auf den Punkt. Sie kommt ohne Floskeln und Füllwörter aus.

Eine solche Sprache lässt aufhorchen. Genau das tun deine Mitarbeiterinnen und Kollegen, wenn es dir gelingt, dich so zu äussern – schriftlich und mündlich.

Vermittle deine Inhalte in der passenden Form

Du kommunizierst klar, wenn der Inhalt und die Form deiner Aussagen überein stimmen. Das heisst: Für eine Aussage verwendest du einen Aussagesatz („Du bringst mir ein Glas Wein“), für eine Frage einen Fragesatz („Bringst du mir ein Glas Wein?“), für eine Aufforderung einen Aufforderungssatz („Bring mir bitte ein Glas Wein!“).

Das fühlt sich für unsere Gesprächspartnerinnen und
-partner stimmig an. Das ist wirksam.

Als Führungskraft machen uns insbesondere die Aufforderungen zu schaffen. Wo ist der richtige Mittelweg zwischen bestimmt und höflich?

Die Antwort lautet: Klar ist wertschätzend.

Du machst es Mitarbeiterinnen und Kollegen einfach, wenn du eine (für dich unverhandelbare) Aufforderung auch als Aufforderung aussprichst: „Rolf, maile mir bitte bis heute Mittag deinen Abschlussbericht“.

Tarnst du sie stattdessen als Frage – „Rolf, würdest du mir bitte heute Vormittag deinen Abschlussbericht mailen?“ – bemerkt die angesprochene Person die Diskrepanz zwischen Inhalt und Form. Sie ist irritiert. 

Übrigens: Bittest du Rolf tatsächlich um einen Gefallen, darfst du selbstverständlich eine Frage stellen. Du kannst dann sowohl mit einer zustimmenden als auch mit einer ablehnenden Antwort leben.

Fallbeispiel: Béatrice H., 48 Leiterin eines Coaching-unternehmens

Béatrice empfand im Modul zu wertschätzenden Aufforderungen im online-Training (wie viele andere auch) zunächst grossen inneren Widerstand.

Sie erkannte den Grund dafür in ihrer Kindheit: Ihre Eltern waren stets darauf bedacht, dass sich die kleine Béatrice nicht in den Vordergrund stellte und sich „nicht zu wichtig“ nahm. 

Wir sprachen darüber, dass Klar-heit eine Form von Wertschätzung ist – und mit dem entsprechenden Ton höflich und formvollendet bei der angesprochenen Person ankommt. 

Béatrice nahm ihren ganzen Mut zusammen und übte daraufhin mehrmals, in der Bäckerei klar und höflich zu sagen: „Geben Sie mir bitte das Steinofenbrot.“

Schon nach kurzer Zeit berichtete sie im wöchentlichen Coaching-gespräch voller Freude, dass sie einen Unterschied an sich selbst bemerkte: Sie fühlte sich durch die neue Kommunikationsform deutlich selbstsicherer!

Instrument 9: Sprich klare Aufforderungen aus

Du machst es Mitarbeiterinnen und Kollegen einfach, wenn du eine (für dich unverhandelbare) Aufforderung klar und höflich in einem Aufforderungssatz aussprichst.

Die Formel für eine wertschätzende Aufforderung lautet:
Wertschätzende Ansprache + Aufforderungssatz + BITTE

Sprich im Indikativ

Wenn wir besonders höflich sein wollen – mit uns selber oder mit anderen –, dann verwenden wir den Konjunktiv II: Wäre diese Zeit für dich in Ordnung? Würdest du mir bitte mein Handy reichen? Könnten Sie mir einen Cappuccino bringen? Ich möchte 6 Kilo abnehmen. Ich sollte noch das Protokoll schreiben. 

Diese Aussagen mögen höflich wirken. Doch sie sind auch schwach und halbherzig. Warum?

Ein Konjunktiv II wird auch „Irrealis“ (also: Unwirklichkeitsform) genannt. Gemäss Duden ist ein Konjunktiv II der „Modus des irrealen Wunsches, einer als unwirklich hingestellten Aussage“ („Hätte ich schwarze Haare, sähe ich aus wie Schneewittchen“). Er wird korrekterweise verwendet, um

  • Vorstellungen und Wünsche zu benennen, die wahrscheinlich nicht eintreten werden oder unmöglich sind oder
  • Zweifel an einem Sachverhalt zum Ausdruck zu bringen.

Verwenden wir den Irrealis, tun wir so, als wären unsere Aussagen nicht wirklich. Wir nehmen uns zurück, um nicht zu forsch oder zu willensstark aufzutreten. So geäusserte Wünsche oder Vorhaben werden selten Wirklichkeit. 

Als Führungskraft tust du gut daran, diese schwammige Ausdrucksform durch eine klare Aussage zu ersetzen:

Instrument 10: Sprich im Indikativ

Das Gegenstück zum Konjunktiv ist der Indikativ (aus lat. modus indicativus „zur Aussage, zur Anzeige geeigneter Modus“). Er steht für ein tatsächliches Geschehen und ist für die Darstellung der Wirklichkeit vorgesehen. Aussagen im Indikativ lauten:
Ist diese Zeit für dich in Ordnung? Reichst du mir bitte mein Handy? Bringen Sie mir bitte einen Cappuccino! Ich will 6 Kilo abnehmen. Ich werde jetzt das Protokoll schreiben.

Geh sparsam mit Füllwörtern um

Eigentlich, im Grunde genommen, prinzipiell, im Endeffekt, ein bisschen, schon, noch so, …

Wir alle haben es: Das überflüssige Wort, mit dem wir unsere Sätze füllen.

Welches ist DEIN Lieblingsfüllwort?

Fallbeispiel: Georgette R., 45 Unternehmensleiterin

Georgette war Teilnehmerin am online-Training. Im wöchentlichen Gruppengespräch drehte sich alles um Füllwörter. Einige der GesprächsteilnehmerInnen diskutierten gerade, ob Füllwörter ihre Sprache nicht auch lebendiger machten.

Am Schluss meldete sich Georgette zu Wort und sagte mutig: „Es stimmt. Ich nehme an mir selber wahr, wie ich Füllwörter gern dazu benutze, um mich hinter ihnen zu verstecken. Sie MACHEN mich schwammig.“ 

Diese Äusserung regte die anderen TeilnehmerInnen zu mehr Selbstreflektion an. Sie dankten Georgette für ihr selbstkritisches Statement.

Sicher: Alle Wörter haben ihre Berechtigung. Sie nuancieren unsere Ausdrucksweise. Doch wiederkehrend, floskelhaft und unbewusst eingesetzt, sind sie ein Ärgernis. Du wirkst als Führungskraft klarer und glaubwürdiger, wenn du Floskeln auf ein Minimum reduzierst. 

Das gilt insbesondere für das inflationär gebrauchte „eigentlich“. Wusstest du, dass „eigentlich“ nicht nur deine Aussage in Frage stellt, sondern auch deine Kompetenz? „Eigentlich spreche ich gerne vor vielen Leuten“ lässt andere daran zweifeln, dass du a) gern vor vielen Leuten sprichst, und b) dass du es gut machst.

Instrument 11: Identifiziere dein Lieblingsfüllwort - und lass es weg

Oft sind wir selber mit Scheuklappen für unsere sprachlichen „Macken“ unterwegs und bemerken sie gar nicht mehr. Am besten lädst du daher eine enge Bezugsperson im Geschäft oder privat dazu ein, dich auf dein Lieblingsfüllwort aufmerksam zu machen.

Es wird dir dann bewusst, wann und wie oft du das Wort brauchst. Und Bewusstsein ist die halbe Miete! Geh danach dazu über, das Wort zu vermeiden und langfristig beiseite zu lassen.

5. Sei positiv

Nichts ist erfrischender als eine Führungskraft, die positiv denkt und spricht! Eine positive Einstellung ist ansteckend. Sie reisst mit, sie motiviert!

Es gibt kraftvolle Möglichkeiten, wie du sprachlich hier einen grossen Unterschied machen kannst:

Zeichne positive sprachliche Bilder

Sprachliche Bilder sind stark. Sie sprechen nicht nur die Worte verstehende, analytische linke Hirnhälfte an. Sie aktivieren auch die in Bildern denkende rechte Hirnhälfte.  

In Millisekunden verknüpft unser Hirn Sprachbilder mit bisherigen körperlichen und emotionalen Erfahrungen. Diese wirken auf uns, als würden wir sie jetzt erleben. Wenn ich (davon) höre, wie jemand in einen Apfel beisst, werden in meinem Hirn die gleichen Regionen aktiv, wie wenn ich selbst in einen Apfel beisse.  

Bilder wirken! Und sie haben die Tendenz, sich zu verwirklichen. Daher kreieren Unternehmen so genannte Vision Boards, um ihre Strategie effizienter umzusetzen. Umso bedeutsamer ist es, die erwünschten sprachlichen Bilder zu zeichnen:

Instrument 12: Zeichne positive sprachliche Bilder

„Wir wollen in unserem Team freudvoll und wertschätzend sein“ aktiviert bei den angesprochenen Personen das Gefühl von Freude und Wertschätzung. Sage ich stattdessen „Lasst uns mit diesen Streitigkeiten aufhören – das führt ja sonst noch zum Mobbing!“, löse ich das gleiche Gefühl aus wie bei Streit und Mobbing. Ich verstärke damit ungewollt das, was ich vermeiden will.

Sprich also immer vom erwünschten Resultat – und nicht davon, was du nicht (mehr) willst.

Vermeide Verneinungen

„Wir wollen diesen Kunden nicht verlieren“, „Das ist nicht schlau“, „Sei kein Angsthase“: Verneinungen zeichnen immer das Bild einer Situation, wie sie – eben – NICHT ist oder NICHT sein soll. Genau dieses NICHT ignoriert unsere rechte Hirnhälfte. Sie denkt, wie erwähnt, in Bildern.

Instrument 13: Vermeide Verneinungen

Gerade bei Aufforderungen („Überschreite das Budget nicht!“) löse ich mit Verneinungen das aus, was ich zu vermeiden suche. Sprich daher positiv und reduziere Verneinungen in deiner Sprache auf ein Minimum. Auch hier gilt als Denkhilfe: Sprich vom erwünschten Resultat: „Schau bitte, dass du innerhalb des Budgetrahmens bleibst.“

Verneinende Worte sind: nicht(s), kein(e), nie, niemand, nirgends, un-, -los

Entlarve Kriegsrhetorik

Kommen deine Projekte immer wieder ins Stocken? Gibt es Konflikte in deinem Team? Stösst du häufig auf Widerstand?

Das mag an der unbewussten Kriegsrhetorik in deiner Sprache liegen. Diese dem Konflikt entsprungenen Worte tragen ihre ursprüngliche Schwingung immer noch in sich. Wenn du sie häufig brauchst, lädst du den Widerstand, für den sie stehen, in dein Leben ein.

„Schiess los!“, abgewürgte Telefonate, in Angriff genommene Aufgaben, Frontoffices und Deadlines: Gerade im Geschäftsalltag ist Kriegsrhetorik allgegenwärtig.

Instrument 14: Erkenne Kriegsrhetorik in deiner Sprache - und wandle sie um

Erkenne, welche Kriegsausdrücke du häufig brauchst, und ersetze sie durch eine friedliche Alternative. Das gilt in Deutschland und Österreich insbesondere für das allgegenwärtige KRIEGEN. Fang stattdessen an, zu BEKOMMEN. Es bekommt dir besser!

Obige Liste hilft dir dabei, deine Favoriten unter den Kriegsausdrücken zu erkennen. Wenn du magst, bitte eine nahe stehende Person, dich auf solche Ausdrücke aufmerksam zu machen. Dann kannst du dich daran machen, deine Sprache zu wandeln.

Es wird dein Leben vereinfachen und zu einem friedvollen Miteinander in deinem Team führen.

Reiss die ABER-Wände ein

Auch das Wort ABER erzeugt Widerstand. ABER ist ein Ein-Wand: Du baust damit Wände auf. Reiss sie ein – oder bau sie gar nicht erst auf!

Grammatikalisch gesehen ist ABER eine nebenordnende Konjunktion (Bindewort), die die vorherige Aussage relativiert oder korrigiert: Du spielst also eine Aussage gegen die andere aus. Es gibt eine schöne Möglichkeit, das anders zu machen:

Instrument 15: Ersetze ABER durch GLEICHZEITIG

Meine persönliche Lieblingsalternative zu ABER ist GLEICHZEITIG. Es lässt beide Aussagen gleichwertig nebeneinander gelten.

Vergleiche die Wirkung in diesen beiden Aussagen:
„Ich verstehe, was du meinst, aber ich würde es dennoch anders machen“ und „Ich verstehe, was du meinst. Gleichzeitig denke ich noch an eine andere Möglichkeit“.

Du hast es bis hierhin geschafft – ich gratuliere dir!

Nun wünsche ich dir mit diesen Instrumenten motivierte Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter, und ein wertschätzendes und freudvolles Miteinander im Team!

WEITER GEHT'S MIT DEN VIER W

Du hast nun wirkungsvolle Instrumente in der Hand. Mit den vier W geht es weiter:

 

  1. Wählen: Wähle ein Instrument aus, das du für dich und dein Team als besonders wertvoll betrachtest. Unter Umständen ist es das Instrument, das dir als grösste Herausforderung erscheint.
  2. Wahrnehmen: Nimm eine Zeitlang nur wahr, wie und wo sich die bisherige, ungünstige Ausdrucksform zeigt. Beginne, gedanklich eine günstige Alternative dafür zu entwickeln.
  3. Weglassen oder wiederholen: Lass die ungünstige Formulierung weg und sprich den Satz direkt in der günstigeren Variante aus. Ist dir die „alte“ Formulierung schon herausgerutscht, wiederhole den Satz – neu formuliert – einfach nochmal.
  4. Wandeln: Wenn du Punkt 3 lange genug übst, wird sich deine Sprache automatisch verändern. Du wirst deine Worte dann langfristig wandeln.

 

Mein Beitrag hat die wertschätzende Kommunikation von Führungskräften zum Inhalt.

Es gibt noch viele andere Aspekte, die Führungskräfte zu GUTEN Führungskräften machenDazu gibt es einen sehr wertvollen Beitrag, den ich gerne hier mit dir teile: Der Hirnforscher Prof. Gerald Hüther antwortet darin mit kurzen und klaren Videos auf Fragen, die sich bei der Führung von Mitarbeitenden stellen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren, ein/e gute/r Chef/in sein: So geht es.