In den letzten Wochen wurde das Vorhaben immer drängender, meine Dienstleistungen zur Bearbeitung und Erstellung von Texten in den Mittelpunkt einer neuen Webseite zu stellen. Ich liebe diese Tätigkeit, für die ich bereits als Kommunikationsfachfrau in Unternehmen eine oft beanspruchte Anlaufstelle war: Karin, liest du diesen Text mal für mich durch? Karin, kann man das so schreiben? Karin, kommt hier ein Komma oder nicht?
Aufträge zur Redaktion oder zum Lektorat von Texten hatte ich seither immer wieder, auch wenn ich das Angebot nie aktiv beworben habe. Letzteres will ich nun ändern.
Als ich meinen Mann vor ein paar Tagen voller Vorfreude um Unterstützung bei der Umsetzung besagter Webseite bat, war dessen Reaktion allerdings eher ernüchternd. Ich sei mir schon bewusst, dass ich mit dieser Tätigkeit nicht die grossen Hebel bewegen werde, merkte er an. Nun, da doch die Künstliche Intelligenz (KI) diese Art von Aufgabe zunehmend übernehmen würde.
Ein Interview in zwanzig Sekunden
Das erinnerte mich an den Moment vor einem Jahr in Zermatt, als ChatGPT das grosse Thema war. Während eines Gesprächs an der Bushaltestelle Richtung Skilift nahm unser Bekannter kurzerhand sein Handy hervor und gab besagter KI den Auftrag, ein Interview mit einem Bergführer zu schreiben. Ohne jegliche Vorinformation, wohlgemerkt. Zwanzig Sekunden später las er uns das Ergebnis vor.
Meine Reaktion war sehr zwiespältig. Einerseits schien es mir kaum fassbar, dass die Maschine in der Lage war, innerhalb so kurzer Zeit ein brauchbares Interview aus dem Ärmel – ich meine: aus seinen digitalen Eingeweiden – zu schütteln.
Andererseits war die Qualität des Textes eben nur brauchbar: Es fehlte ihm an Emotionen, an Herz, an Seele. Die Sprache schien aus lieblos aneinander gereihten Sätzen zu bestehen. Zwar kamen emotionale Adjektive darin vor. Doch diese wirkten wie Platitüden. Der gesamte Text beinhaltete auffällig viele abgewetzte Schlagworte wie “nachhaltig”, “optimal” oder “effizient”.
Texterstellung und -veredelung: Teste mich!
Ich erstelle und bearbeite Texte für Unternehmen, denen Authentizität wichtiger ist als künstlich generierte Floskeln. Ob lang oder kurz, emotional oder „trocken“: Jeder Text ist mir willkommen!
Rundum zufriedenstellender Auftrag für die Sprudelbad AG
Für meine Kundin, die Sprudelbad AG, hatte ich vor kurzem erneut das Vergnügen, ein vergleichbares Interview zu führen und niederzuschreiben. Dafür stellte ich einem ihrer Kunden, seines Zeichens Hoteldirektor, einige Fragen zu dessen Zufriedenheit mit dem Produkt und dem Service ihrer Firma.
Die Aufgabe gestaltete sich reibungslos: Innert kurzer Zeit hatte ich sechs Fragen formuliert und das Vorgespräch mit dem Hoteldirektor geführt. Er lieferte mir ebenso speditiv seine Antworten (schriftlich sei ihm lieber, meinte er). Weitere zwei Stunden später war das Interview sanft bearbeitet, die Einleitung geschrieben, die positive Rückmeldung des Interviewpartners da – und mein Kunde vom Resultat begeistert.
Ein kleiner, wenig anspruchsvoller und gleichzeitig rundum zufriedenstellender Auftrag.
Ich stellte mir die Frage: Wie hätte das gleiche Interview von KI getextet ausgesehen?
Bildhaft beschreibende Sprache – und falsche Antworten
Die Beantwortung dieser Frage war einfach: Ich bat meinen Mann, ChatGPT mit den gleichen Informationen zu füttern, die mir vor dem Gespräch mit dem Hoteldirektor vorlagen.
Und siehe da, die Erfahrung mit dem Bergführer-Interview wiederholte sich:
KI spuckte innert Sekunden und damit in erstaunlich wenig Zeit ein vollständiges Kundeninterview aus. Der Text tönte auf Anhieb gut: Sprachlich war er in Ordnung, bildhaft mit beschreibenden Adjektiven ausgeschmückt, alle nötigen Informationen auf den ersten Blick vorhanden.
Jedoch: Viele davon waren frei erfunden (wie kann es auch anders sein?) – und entsprachen dem Gegenteil der Antworten, die der “echte” Hoteldirektor mir gegeben hatte.
Hier findest du die beiden Texte (mit fiktiven Namen) zum direkten Vergleich:
Meine Hauptkritik am Text von KI: Die fehlende Authentizität
Genau diese fehlende Authentizität ist denn auch meine Hauptkritik am künstlich generierten Text. Bei vielen harmlos erscheinenden Aussagen ergreift mich ein mulmiges Gefühl. Ich stelle mir die Frage: Stimmt das?
Ist der Whirlpool wirklich ein Highlight des ganzen Hotels? Trägt die Qualität und Zuverlässigkeit des Whirlpool-Modells tatsächlich wesentlich zur Zufriedenheit der Gäste bei? Und besteht wirklich die Absicht, das Hotelangebot um weitere Whirlpool-Produkte zu erweitern?
Viele der in den Raum gestellten Informationen sind zumindest übertrieben oder halten einer Überprüfung gar nicht stand. Das heisst: Eine Überprüfung und Berichtigung der von KI erstellten Inhalte ist unbedingt vonnöten! Und dann ist der Aufwand unter Umständen gleich hoch, wie wenn ich den Text von Anfang an selber schreibe.
Sich immer stärker ausbreitende Halbwahrheiten
Und so kreiert KI munter Texte, die zwar eingängig daher kommen, denen es jedoch an Echtheit, Wahrheit, Herz und Seele mangelt. Auch Überraschendes oder Persönliches wie ein eingeschobener Berndeutscher Satz oder ein “(lacht)” zu Beginn der Antwort werden im digital erfundenen Einheitsbrei wohl fehlen.
Ich betrachte die Gefahr als sehr hoch, dass in einer Welt von KI generierten und bearbeiteten Texten Halbwahrheiten zur Tagesordnung werden. Die Scheinwelt, die uns im Fernsehen und in der Werbung heute schon vorgegaukelt wird, weitet sich aus. Ohne äusserst fein entwickelte Antennen für Wahrheit und Lüge wird es noch weniger möglich sein als heute, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Das ist mehr als bedenklich. Es ist gefährlich.
Die Frage nach der Wirkung
Ich habe mein Schaffen der Wirkung von Worten gewidmet. Ich weiss und vermittle, dass Worte eine Schwingung haben und sowohl mit dem Sender als auch der Empfängerin “etwas machen”. Worte sind Energie!
Eine aus natürlichen Zutaten bestehende, mit Liebe gekochte und stundenlang vor sich hingesimmerte Bolognese-Sauce schmeckt ganz anders als eine aus dem Glas. Bei letzterer ist ausserdem nicht klar, welche Inhaltsstoffe wirklich drinstecken, und wie bekömmlich diese sind. Sicher: Wenn es schnell gehen muss, ist die Bolognese aus dem Glas eine Alternative. Doch eine selbst gemachte ist und bleibt das einzig Wahre.
Genauso hat ein mit Freude und Hingabe, von Menschenhand geschriebener Text eine vollkommen andere Wirkung auf die Leserin und den Leser als ein künstlich erzeugter Text. Und nur er kann echt, authentisch und wirkungsvoll sein.
Einordnung: Dieser Blog beschränkt sich alleine darauf, die Qualitäten von KI in Bezug auf die Texterstellung und -bearbeitung zu betrachten, dies aus meiner ganz persönlichen Sicht.
Die Auswirkungen und grossen Gefahren von Künstlicher Intelligenz habe ich im Blog Bleibt der Mensch ein Mensch? sowie im Blog Sprich die Sprache der Freiheit aus einer umfassenderen Perspektive betrachtet.
Meines Erachtens sind sich noch zu wenig Menschen der destruktiven Auswirkungen von KI auf die Menschheit bewusst. Es ist nötig, dass wir uns kritischer mit der Digitalisierung und den allseits ersichtlichen Vorbereitungen auf den Transhumanismus auseinandersetzen – und beidem entgegenwirken. Dies gilt es beim Einsatz von KI für Textaufträge auch zu beachten.