Vom Ersatz des Wortes MINNE durch LIEBE im Mittelalter; von der energetischen Wirkung der beiden Worte; und von der Jahrtausende alten Gepflogenheit, Menschen mit Sprache zu steuern. —

 

Heute wollte ich den mir offensichtlich erscheinenden Zusammenhang zwischen den Worten LIEBEN und LEBEN recherchieren. Zu meinem Erstaunen suchte ich in den etymologischen Wörterbüchern zunächst vergeblich nach einer solchen Verbindung.

Stattdessen stiess ich auf eine andere interessante Information, die einen Gedankengang bei mir auslöste:

Das Verb LIEBEN (’ein starkes Gefühl der Zuneigung empfinden, gern haben‘) hat im Mittelalter das ältere, anstössig gewordene Verb MINNEN ersetzt.

Das Etymologische Wörterbuch des Deutschen (1) führt aus:

Im 16. Jh. wird Minne als derbes, anstößiges Wort empfunden und weitgehend durch Liebe ersetzt; erst die Beschäftigung mit der mittelalterlichen Literatur im 18. Jh. (…) bringt Minne wieder in literarischen Gebrauch.

Ich stelle mir die Frage: Was kann dazu geführt haben, dass die MINNE als Wort für die Liebe in Verruf geriet und “abgesetzt” wurde?


“To be” oder “to be a bee”

Um diese Frage zu beantworten, erscheint mir die Erinnerung daran wichtig, wie sehr Sprache seit jeher zur Steuerung von Menschen eingesetzt wird und wurde, etwa in Form von Framing. Was Framing ist und wie dieses zum Einsatz kommt, ist mittlerweile vielen bekannt.

Weniger bekannt ist die Tatsache, dass die Sprache selbst im Lauf der letzten Jahrtausende so verändert wurde, dass sie unbekannte, den Worten zugrunde liegende symbolische Bedeutungen beinhaltet und transportiert.

Diese Bedeutungen leisten meist den Interessen und Absichten einer sich als herrschende Klasse verstehenden Gruppe von Individuen Vorschub, die auf die Unterdrückung des Menschen ausgerichtet sind. Indem wir die so veränderte Sprache täglich benutzen und aussprechen, programmieren wir uns selbst – und tragen unwissentlich zur Wirklichwerdung dieser Interessen und Absichten bei.

Neben Worten, die die Nazis erfunden bzw. neu programmiert haben (”abartig”), sind mir vor allem Beispiele in der englischen Sprache bekannt. So lehnt sich etwa der Ausdruck “to behave” (sich benehmen) direkt an das Wort “beehive” (Bienenstock) an. Der Bienenstock dient besagter Klasse als Vorbild für die perfekte Gesellschaft, in der alle Bienen der Königin unter Einsatz ihres Lebens zudienen. Das Bild hat eine hohe Bedeutung im Freimaurerjargon und ist tausende von Jahren alt (2).



Wenn Sprache nicht natürlich entsteht, sondern kreiert wird

Ein aufschlussreiches Interview, das der gebildete und unermüdliche Wahrheitssucher Alan Watt bereits 2007 gab (3), liess mich diese Zusammenhänge tiefer verstehen. Watt erläutert in diesem Interview auch, wie die heutige englische Sprache zu eben diesem Zweck von Literaten wie Francis Bacon am Hof von Königin Elisabeth I zu Shakespeares Zeiten kreiert wurde. Bacon selbst sagte: “We are creating which will be the international language of the future, called English.”

Das umfassende Interview gewährt Einblick in ein tiefes Wissen um die Mechanismen der Macht und die Steuerung unserer Welt. Es ist von höchster Aktualität.

Zu diesen Mechanismen gehört auch, dass alles der Lächerlichkeit preisgegeben und bekämpft wird, was Wahrheit beinhaltet und den Menschen sich selbst in seiner Grösse und Eigenverantwortung erkennen lässt.

Minne: Das alte Wort für Liebe hat mit DENKEN und MENSCH zu tun

Das führt mich zurück zur Frage, weshalb die MINNE im 16. Jahrhundert durch LIEBE ersetzt wurde. Was ist an diesem Wort dran, dass es aus dem Vokabular verschwinden musste (Achtung: ich “frame” hier!) und auch heute nur noch “altertümelnd oder scherzhaft” (1) zum Einsatz kommt?

Lass uns dafür die Wortherkunft der beiden Worte betrachten:

Die MINNE (’Liebe, Zuneigung, Gedenken, Eifer, Verlangen’) ist unter anderem verwandt mit dem gotischen gamunds ‘Andenken, Gedächtnis’ (germanisch *mundi-), mit dem altnordischen munr ‘Geist, Leben, Wille, Wonne, Freude’, dem gotischen muns ‘Gedanke, Meinung’ oder dem englischen mind ‘Sinn, Gedenken’.

Das Etymologische Wörterbuch des Deutschen (1) führt weiter aus:

Diese Wortgruppe läßt sich mit den unter mahnen (s. d.) genannten germ. und außergerm. Formen verbinden und an die dort genannte Wurzel ie. *men(ə)-denken, geistig erregt sein’ anschließen.

Interessant ist, dass diese indoeuropäische (ie.) Wurzel für denken auch als Quelle des Wortes MANN / MENSCH genannt wird. Als Ausgangsbedeutung dafür wird ‘denkendes Wesen’ angenommen. Die alte Bedeutung von MENSCH ist heute noch enthalten in jemand, niemand und im Indefinitivpronomen man (4). Weiter ist sie im englischen MAN (Mann / Mensch) bzw. MANKIND (Menschheit) erkennbar.


Liebe ist mit ERLAUBEN, GLAUBEN und LOBEN verwandt

Wie sieht es mit dem Wort LIEBE aus?

Hier entnehme ich dem Etymologischen Wörterbuch des Deutschen (5) folgende Erläuterungen:

Das Verb LIEBEN stammt vom althochdeutschen liobōn (8. Jh.), später liuben (9. Jh.) ab und bedeutete ‘angenehm, lieb machen oder sein, empfehlen, begehren, wohltun’. Das mittelhochdeutsche lieben hatte mit ‘angenehm, lieb machen, sein oder werden, gefallen, Freundlichkeit erweisen’ eine ähnliche Bedeutung.

LIEBEN lässt sich auf die indoeuropäische Wurzel *leubh- (‚gern haben, begehren, auch gutheissen, loben‘) zurückführen. Es ist verwandt mit den Verben erlauben, glauben und loben, weiter mit dem altindischen lúbhyati (’ist gierig, empfindet Verlangen’). Das lateinische Verb libēre hiess ‘belieben, gefällig sein’, das lateinische libēns ‘willig, gern’. Derweil steht das lateinische libīdo auch heute noch für ‘Lust, Begierde’.


Denken versus gehorchen, eigener Wille versus Orientierung am Aussen

Ich erlaube mir hier eine Interpretation des oben Erwähnten, indem ich die Bedeutung der beiden Worte MINNEN und LIEBEN betrachte und auf mich wirken lasse.

Mir erscheint, dass in MINNE(N) die Eigenständigkeit des Menschen stark zum Ausdruck kommt. Das (selbstständige) Denken und die Geistige Erregung – man kann diese auch als Spiritualität deuten – sind in der Wurzel des Wortes vorhanden. Daneben finden sich auch die Freude und die Wonne als frühere Bedeutungen des Wortes. Es zeugt insgesamt von einer gewissen Lebendigkeit und dem Wahrnehmen des eigenen Willens. Weiter lässt die wahrscheinliche gemeinsame Wurzel mit dem Wort “Mensch” auf eine starke Verbindung des Wortes mit dem Menschsein als solches schliessen.

Im Gegensatz dazu sehe ich das Wort LIEBE eher passiv. Die verwandten Verben erlauben, glauben und loben sind weniger auf die eigene Kraft ausgerichtet als darauf, sich an anderen bzw. im Aussen zu orientieren. Der lateinische Ursprung des Wortes bringt zudem die Gefügigkeit im Sinne von “willig sein” ins Spiel. Andere Bedeutungen sind “lieb machen oder werden”. Auch das erinnert mich an eine herkömmliche Erziehung, in der belohnt wird, wer “lieb” und “artig” ist – wer sich benimmt.

Als Gedankenspiel und These: Ist es möglich, dass mit der Ablösung des Wortes MINNE(N) durch LIEBE(N) der Gehorsam anstelle des eigenständigen Denkens gesetzt werden sollte?


Erstaunliches zeigt sich bei der energetischen Betrachtung

Noch interessanter wird es, wenn wir die beiden Worte auf energetischer Ebene betrachten. Meine Freundin Nadja hat die einzigartige Fähigkeit wahrzunehmen, was mit dem Energiefeld geschieht, wenn etwas – ein Vorhaben, eine Veränderung im Raum oder eben ein Wort – in dieses Feld gegeben wird (6).

Sie hat angeschaut, was die Worte MINNE und LIEBE im Schwingungsfeld eines einzelnen Menschen und im kollektiven Feld bewirken.

Das Ergebnis ist erstaunlich:

Die LIEBE als Wort berührt das Herz, aktiviert den Unterleib und staut sich im dritten Auge. Die Wirkung bleibt innerhalb dieses geschlossenen Kreises – im physischen Körper.

Im Unterschied dazu entfaltet die energetische Schwingung von MINNE ihre Wirkung von der Körpermitte her und dehnt sich dann in alle Richtungen aus. Sie geht über den Körper hinaus und verbindet sich mit dem Himmel und der Erde, öffnet also gleichsam den energetischen, bei der LIEBE in sich bzw. im Körper geschlossenen Kreis.

Anders ausgedrückt: Während die MINNE eine Verbindung mit allem schafft und die universelle Liebe in ihrer vollen Grösse umfasst, bleibt die LIEBE durch dieses Wort menschlich begrenzt.

Barden und Minnesänger

Zum Abschluss dieser Betrachtungen will ich gerne auf den zweiten Band der Anastasia-Serie verweisen (7). Dieses Buch und insbesondere das Kapitel “Das klingende Schwert des Barden” betont besonders die magische Kraft der Sprache. Anastasia erzählt darin von der Form gebenden Kraft von Worten und sogar einzelnen Buchstaben.

Die Barden waren sich dieser Kraft in alter Zeit bewusst und brachten sie in ihren Liedern zum Ausdruck. Sie vermochten mit ihren klingenden Werken so starke Bilder zu erzeugen, dass diese manifest wurden.

Barden wurden im Mittelalter auch Minnesänger genannt.

Dies überlasse ich gerne deiner weiteren Betrachtung.

Ich meinerseits nehme mir als Schlussfolgerung all dieser Erörterungen vor, dem Wort MINNE wieder mehr Beachtung zu schenken. Ich werde es bewusst wieder in meinen Wortschatz aufnehmen und häufiger brauchen – als Beitrag daran, dass sich alles in Minne und Wohlgefallen auflöst.

 

PS: Alle Ausführungen in diesem Blog entstammen keiner sprachwissenschaftlichen Betrachtungsweise, sondern sind das Resultat eigener Überlegungen und Eingebungen. Für weitergehende oder in eine andere Richtung weisende Inputs bin ich jederzeit empfänglich.

 

Quellen:

(1) Etymologisches Wörterbuch des Deutschen zum Begriff MINNE(N): https://www.dwds.de/wb/etymwb/minnen 

(2) Transkript des Interviews von Dr. Stan Monteith mit Alan Watt auf Radio Liberty (1. Mai 2006 – in Englisch): http://www.alanwattsentientsentinel.eu/english/transcripts/Stan_Monteith_Interview_with_Alan_Watt.html   

(3) Transkript des Interviews von Bill Deagle mit Alan Watt in der Dr. Bill Deagle Show (3. Juli 2007 – in Englisch): http://www.alanwattsentientsentinel.eu/english/transcripts/Alan_Watt_on_BillDeagleShow_July032007.html 

(4) Etymologisches Wörterbuch des Deutschen zum Begriff MANN: https://www.dwds.de/wb/etymwb/Mann 

(5) Etymologisches Wörterbuch des Deutschen zum Begriff LIEBE(N):
https://www.dwds.de/wb/etymwb/Liebe 

(6) www.nadjamarijaliechti.ch 

(7) Megre, Wladimir (2021): Anastasia. Die klingenden Zedern Russlands. Band 2. Zürich: Govinda-Verlag (Zehnte Auflage / Deutsche Erstausgabe: 2004 / Russische Originalausgabe: 1997)