Mit Nadja, ihres Zeichens meine Freundin und begnadete Energiearbeiterin, erörterte ich vor einigen Tagen die kommunikativen Schwierigkeiten eines mit uns beiden befreundeten Paares.

Die Herausforderungen äussern sich in erster Linie darin, dass Herzgespräche nicht möglich zu sein scheinen: Obwohl beide ihre Themen in der besten Absicht konstruktiv und wohlwollend besprechen wollen, endet das Gespräch stets in einem argumentativen Ping-Pong-Spiel sowie grosser Frustration und Ohnmacht. Wir beide kennen diese Situation auch aus eigener Erfahrung.

Wie so oft hielt Nadja mitten in unserem Gespräch inne und sagte: “Warte, ich will mal kurz etwas überprüfen.” Nach ein paar Sekunden Stille meinte sie: “Hm… Sie ist im Frieden und in der Liebe. Er ist es nicht. Das macht es so schwierig.”

 

Frieden oder Unfrieden – ein Grundgefühl, das variieren kann

Ich nahm diese Erklärung zunächst einfach als aufschlussreich hin. Erst später eröffnete sich mir die ganze Tragweite dieser Erkenntis. Sie erklärt so vieles! Sie erklärt so genannte “unüberbrückbare Differenzen” ebenso wie eine gewisse Schwere, die sich im Alltag von Menschen bemerkbar macht, die noch nicht in der Liebe und im Frieden sind – und jenen, die mit ihnen zusammen leben.

Was bedeutet es also, in der Liebe und im Frieden zu sein? Ist beides dasselbe? Wie äussert sich dieser Zustand konkret – und wie, wenn er eben (noch) nicht erreicht ist? Was braucht es, um in den Frieden und die Liebe zu kommen?

An dieser Stelle schicke ich voraus, dass wir alle Momente haben, in denen wir entweder im Frieden oder im Unfrieden sind. Wie alles im Leben variiert auch das – manchmal innerhalb eines Tages, manchmal in längeren Phasen. Doch gibt es eine Art Grundgefühl, in dem sich Menschen tendenziell häufiger bewegen.

 

Wie Verliebtsein ohne äusseren Anlass

In der Liebe zu sein ist gleichbedeutend damit, im Frieden zu sein. Bist du das eine, bist du auch das andere.

Der Zustand lässt sich beschreiben mit einer Art Verliebtheit und Leichtigkeit ohne äusseren Anlass, ohne Mensch oder Objekt der Begierde. Du erfreust dich an dem, was ist, bist dankbar und trägst oft ein Lächeln auf den Lippen. Das mag nicht anhaltend so sein, doch ein Sonnenstrahl oder die nette Geste eines anderen Menschen reicht, um dich unverhofft – und immer wieder – in diesen Zustand zu bringen.

Im Frieden und in der Liebe strahlst du Wärme und Zufriedenheit aus. Auch bist du gern mit dir allein. Nicht nur genügst du dir selbst – du gibst dich auch mit dem zufrieden, was gerade ist.

Der unstillbare Drang nach Selbstoptimierung

Im Umkehrschluss sind Menschen, die noch nicht im Frieden sind, auf der stetigen Suche im Aussen nach diesem Zustand. So, wie sie sind und wie “es” ist, ist es noch nicht gut genug. Es braucht noch etwas, um dahin zu kommen: Noch ein Seminar, noch einen Weiterbildungskurs, noch ein Nahrungsergänzungsmittel, noch mehr Meditation, noch eine Trainingseinheit, noch mehr Geld.

Dieses SUCHen kommt einer SUCHt gleich: Menschen im Unfrieden unterliegen manchmal einer klassischen Sucht wie Zigaretten, Drogen und Alkohol. Oder sie lehnen jegliches Suchtverhalten besonders rigoros ab – ohne zu merken, dass auch der permanente Drang nach Selbstoptimierung eine Art von Sucht ist.

Oft geht das strenge Selbstregime einher mit der Verurteilung anderer, die derartigen Bemühungen nichts abgewinnen können. Insgesamt neigen Menschen im Unfrieden eher dazu, andere zu verurteilen.  

 

Blockaden im Aussen als Spiegel des inneren Widerstands

Diese verurteilende Haltung geht Hand in Hand mit einem inneren Widerstand gegen sich selbst, Andersdenkende oder Andershandelnde.

Dieser Widerstand spiegelt sich auch in unerklärlichen Hürden im Alltag wieder: Du nimmst mit dem Auto eine Abkürzung und endest vor der wegen Baustelle gesperrten Strasse; du machst eine online-Bestellung und bekommst statt dem lässigen Pulli einen Regenmantel geliefert (oder das Paket ist schon zum zweiten Mal verloren gegangen); du beginnst eine neue Arbeit und stehst nach drei Monaten schon wieder kurz vor dem Burnout.

Sind Menschen nicht in der Liebe und im Frieden, scheint das Universum irgendwie gegen sie zu sein. Doch in Wahrheit sind sie das selbst. Sie legen die gleiche Härte gegen sich an den Tag, wie sie sie in der Kindheit allzu oft von Mutter, Vater oder anderen engen Bezugspersonen erfahren haben.

Das führt dazu, dass sich das Zusammenleben mit einem Menschen im Unfrieden schwer und freudlos anfühlen kann.

 

Brücken statt unüberbrückbare Differenzen

Ich schenke dem Zustand des Unfriedens unter anderem deshalb so viel Beachtung, weil eine seiner markantesten Ausprägungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation zum Tragen kommt.

Liebe baut BRÜCKen. Auch mit Worten. Liebe will eine friedvolle, für alle stimmige Lösung. Liebe versteht. Liebe ist Widerstand fremd.

Wenn nun Herzgespräche nicht möglich sind und jedes persönliche Gespräch in unüberBRÜCKbaren Differenzen endet, dann ist das ein Zeichen für Widerstand und inneren Unfrieden – entweder bei einem der Gesprächspartner oder bei beiden.

Paradoxerweise ist das den Beteiligten nicht bewusst: In der eigenen Wahrnehmung wollen beide einen einvernehmlichen Austausch und eine gute Lösung. Doch sabotiert dieser innere Unfrieden ebendies. Das lässt auf beiden Seiten Ratlosigkeit und die oben erwähnte Ohnmacht zurück.

 

In der Liebe: Weglaufen als legitimer Selbstschutz

Dies gilt insbesondere für jenen Gesprächsteilnehmer, der selbst in der Liebe ist. Für ihn ist es ein Schock, dass jedes Gespräch gefühlt am gleichen Punkt endet, kein Einvernehmen möglich zu sein scheint. Oftmals ist er es, der dann davonrennt, weil der Frust zu überwältigend ist.

Dieses Davonrennen wird ihm oft vorgeworfen: “Jetzt rennst du schon wieder weg!”. Ich persönlich bin mittlerweile zum Schluss gekommen, dass es ein notwendiger Selbstschutz und daher vollkommen legitim ist. Denn in einer Diskussion zu bleiben, in der ein konstruktiver Austausch unmöglich scheint, ist eine Qual.

Es ist besser, sich aus einer solchen Situation herauszunehmen, herunterzufahren – und dann in Ruhe zu entscheiden, wie weiter vorzugehen ist.

Im Unfrieden: Abwehr und Angriff

Doch auch Menschen, die von innerem Unfrieden getrieben werden, reagieren heftig in bestimmten Situationen – konkret in Situationen, in denen sie ihre Kontrolle zu verlieren drohen.

Hier folgt als Reaktion weniger eine Flucht, wie oben beschrieben, sondern ein Angriff.

Dieser Angriff kann verschiedene Formen annehmen: Meist empfinden Menschen im Unfrieden jeden Versuch, eine wenig erfüllende Situation mit ihnen besprechen zu wollen, als Vorwurf. Entsprechend reagieren sie mit Abwehr und Rechtfertigung. Als Antwort auf Gefühlsbeschreibungen, die aus dem Herz kommen, führen sie Argumente ins Feld, die aus dem Kopf kommen.

Die sprachlichen Äusserungen werden oftmals begleitet von einer Mimik, die Härte, Abwehr und Angriff gleichermassen zum Ausdruck bringt. Oft reicht allein ein solcher Gesichtsausdruck, um einen Gesprächspartner wie oben beschrieben in die Flucht zu schlagen.


Verinnerlichung des Resonanzgesetzes

Was braucht es denn, um aus diesem Unfrieden wieder in den Frieden, in die Liebe zu kommen?

Lass uns dazu auf einen Bestandteil des Nährbodens eingehen, auf dem die Liebe gedeihen und dein Wesen ausfüllen kann. Ich sage es mit Nadjas Worten:

“Liebe fängt dort an, wo du die Naturgesetze nicht nur verstanden, sondern auf natürliche Weise verinnerlicht hast – allen voran das Gesetz der Resonanz: Jede Schwingung, die du aussendest, kreiert das, was du empfängst.”

Hast du dies verinnerlicht, denkst du nicht mehr gross darüber nach – du lebst es. Dann ist es unmöglich, konstant Härte, Widerstand und Abwehr auszusenden. Dann gehst du automatisch mit einem Lächeln durch die Welt und befindest dich quasi in stetiger Vorfreude auf das, was dir das Leben bringen wird. Dann ist dein Herz offen. Dann fühlst du die Naturgesetze – und weisst nicht einfach, dass es sie gibt.

 

Die Rückkehr in den Zustand der Liebe

Gibt es einen Weg, auf dem wir diesen Punkt erreichen?

Nun, manche sind in der Lage, sich diesen Zustand der Liebe zu erhalten und ihn durch alle früh einsetzenden Programmierungsversuche von Elternhaus, Schule und Gesellschaft “hindurchzuretten”. Diesen glücklichen Verlauf halte ich für rar.

Andere führt das Leben zu einem späteren Zeitpunkt an diesen Punkt zurück – oftmals nach einer langen oder intensiven Leidensgeschichte. Sie sind dann in der Lage, die aufgebauten Traumata (2) und Programme loszulassen und finden in den Urzustand des Friedens und der Liebe zurück.

Die Energiearbeit (1) und andere Therapieformen – insbesondere auch die Traumatherapie (2) – können dabei helfen, diesen Punkt zu erreichen. Doch dafür braucht es die innere Bereitschaft, das echte innere Verlangen, eine innere Reifung. Und es braucht den Ausstieg aus der kognitiven Dissonanz, in der sich Betroffene vorgaukeln, all das betreffe sie selbst gar nicht.

 

Ich habe mein Ziel schon erreicht, wenn nach dem Lesen dieses Beitrags ein Erkennen stattfindet: Ja, es gibt Menschen, die im Frieden sind, und es gibt Menschen, die (noch) im Unfrieden sind. Vielleicht erkennst du dich in der einen oder anderen Ausprägung selber wieder. Vielleicht kannst du Verhaltensweisen besser einordnen, die in der einen oder anderen Ausprägung zum Tragen kommen. Und vielleicht kannst du im nächsten Gespräch anders als bisher reagieren – oder wenigstens besser verstehen.

Uns allen wünsche ich von Herzen, dass wir im Frieden und in der Liebe ankommen. Die Welt braucht uns an diesem Ort!

 

 

(1) Ich kenne Nadja seit vielen Jahren – und mit ihr ihre kraftvollen Energiebehandlungen (auch aus der Ferne), mit denen sie für ihre KundInnen so viel bewirkt. Für Menschen, die bereit sind, ihre Themen, Verstrickungen und Konditionierungen aufzuräumen und in den Frieden und die Liebe zu kommen, kann ich sie daher aus vollem Herzen empfehlen: https://www.nadjamarijaliechti.ch/de/Heilbehandlungen-Energiebehandlungen 


(2)
Die Synchronizität ist wieder einmal erstaunlich: Am gleichen Tag, an dem ich diesen Blog fertig geschrieben habe, habe ich mit der Lektüre eines Buches begonnen, das mir kürzlich empfohlen wurde: “Der Vagusschlüssel zur Traumaheilung. Wie ‘Ehrliches Mitteilen’ unser Nervensystem reguliert” von Gopal Norbert Klein.

Das, was ich oben als Ausprägungen eines Zustands im Unfrieden bezeichne, beschreibt Klein schlicht als Trauma – als Entwicklungs- und Bindungstrauma. Erst kürzlich ist mir selbst bewusst geworden, dass wir als Individuen und Gesellschaft mehr oder weniger traumatisiert sind, diesen Zustand jedoch (noch) nicht als solchen erkennen.
Klein stellt in seinem Buch den Zusammenhang zwischen Trauma und Kommunikation bzw. sozialer Interaktion her: In einem traumatisierten Zustand befinden wir uns nämlich in einer konstanten Kampf- und Abwehrhaltung. Denn unser Körper bzw. unser Nervensystem hat noch nicht begriffen, dass die – meist in der Kindheit – erfahrene Gefahr und damit verbundene Ohnmacht vorbei ist. Interessanterweise bietet Klein als Therapie und Ausweg aus diesem Trauma eine einfache Methode an, die ebenfalls auf Kommunikation basiert: Das “ehrliche Mitteilen”.

Auch dieses Buch kann ich wärmstens empfehlen!