Als ich mein Unternehmen 2014 gründete, gab ich ihm den Namen freiräumen.

Mein Fokus lag damals weniger auf dem sprachlichen Freiräumen als auf der Befreiung von materiellem Ballast: Als Aufräumcoach half ich zahlreichen Kundinnen dabei, ihre Wohnungen mit allen Schubladen auszusortieren und neu zu ordnen.

Und mein Gott: Was kam dabei alles zum Vorschein! Wie oft standen wir gemeinsam vor Böden, die fast lückenlos mit Utensilien belegt waren, die wir vorher aus dem Schrank geräumt hatten. Das Staunen war jedes Mal gross: Ist es möglich, dass sich so viel hinter diesen Türen verborgen hatte – nebst dem Brauchbaren so viel Überflüssiges, Verstaubtes, Altes?

 

Viele lassen den Schrank lieber zu

Meist war es so, dass die Energie an diesem Punkt schwer und zäh wurde. Der Berg schien zu gross, als dass jemals wieder Ordnung einkehren würde. Ich wusste: Jetzt steht mit dem Aussortieren die grösste Arbeit an.

Mir scheint, dass sich unsere Welt jetzt genau an diesem Punkt befindet. Wir sind als Menschheitsfamilie daran, alles aus dem Schrank hervorzuholen und jeden Winkel davon auszuleuchten. Und was wir sehen, kann wahrlich Angst machen! Da gibt es Ecken, die wollen wir lieber im Dunkeln und unaufgeräumt lassen. Wenigstens etwas soll noch so bleiben, wie wir es gewohnt waren, wie es immer war!

Doch die aktuelle Zeitqualität ist eine andere. Es wird alles zum Vorschein kommen, ob wir wollen oder nicht.

 

Das Weltbild gerät ins Wanken

Wer Licht in die dunklen Ecken wirft, macht sich zuweilen unbeliebt. Dafür braucht es nicht einmal Kritik am Bestehenden: Allein, anders zu denken und es anders zu machen, ruft bereits geharnischte Reaktionen hervor. Neue Wege bringen das bestehende Weltbild ins Wanken. Ablehnung ist für viele im ersten Moment die einzige Ausdrucksmöglichkeit.

Ich habe in den letzten drei Tagen zwei Situationen erlebt, die mir vor Augen führten, dass es gerade für die ältere Generation sehr anspruchsvoll ist, diesem unausweichlichen Wandel zu begegnen.

Anlass für Situationen mit offener Abwehr gibt zum Beispiel die Tatsache, dass unsere Kinder auf Reisen zurzeit ausschliesslich von uns und vom Leben lernen («Das ist gar nicht gut!»); die Erkenntnis, dass Kreise mit einer kaum mehr versteckten Agenda unter anderem Regierungen und Medien steuern («Das kann nicht sein!»); die Prognose, dass Bargeld schon in Kürze abgeschafft wird oder werden soll («Nie im Leben!»); oder die Bitte, mich mit einem Gespräch über die Queen zu verschonen («Ist dir jetzt nichts mehr heilig?»).

Es ist gut, dass ich mir bewusst bin, dass sich hinter jeglicher Art von Angriff alleine Angst verbirgt.

Es wird hell!

Ich kann diese Angst sehr gut nachvollziehen: Ich habe sie auch. Diesen Blog schreibe ich mitten in der Nacht, weil ich mich gerade wie ein Kind allein im dunklen Keller gefühlt habe. Oder wie eine meiner Kundinnen, deren gesamtes Kücheninventar ausgebreitet vor ihr auf dem Boden liegt und die ihre Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Oder eben wie eine Erdenbürgerin, die erkennt, wie unsagbar viel Dreck sich in den Schichten des Systems angesammelt hat.

Genau jetzt ist es wichtig, dass ich mich daran erinnere, dass bei jedem Aufräumen zunächst Chaos entsteht. Es kann nicht anders sein! Es ist gut so! Wir brauchen den Blick auf das, was ist, damit wir uns ans Aussortieren machen können. Und dies werden wir tun, dessen bin ich mir sicher. Einen Vorteil werden jene haben, die bereits bei sich selbst aufgeräumt und ihre eigenen Schatten angeschaut haben.

Und dann wird es richtig Spass machen! Wir werden lustvoll entscheiden, was bleiben darf und was gehen soll. Wir werden den ganzen alten Müll mit Freude der Entsorgung zuführen. Es wird ein immer frischerer Wind wehen. Wir werden erleben, wie die Energie immer höher steigt und uns der Bauch weh tut vor lauter Lachen!

Ich habe es im Kleinen erlebt. Jetzt geht es ans Grosse: Wir räumen gerade uns selbst und die Welt auf. Auch wenn es gerade nicht danach aussieht: Es wird leicht, hell und heiter!

 

PS: Unsere Erfahrungen als Familie, die aus dem durchschnittlichen Lebensstil ausgetreten ist und ihrem eigenen Fluss folgt, schreibe ich zurzeit in einem Buch nieder: „Mama, ich möchte nicht – ich will!“ wird das Werk heissen. Im ersten Teil beschreibe ich in Kurzberichten das Leben mit Kindern der Neuen Welt, den zweiten widme ich der Kommunikation mit Kindern der Neuen Welt. Sobald das Buch erscheint, wirst du es auf dieser Website erfahren.