Es spielt eine Rolle, ob wir ganze Sätze machen oder nicht! Sie sind nicht nur grammatikalisch korrekt. Sie haben auch eine ganze besondere Wirkung…

 

In der Primarschule gingen wir jeweils nach vorne zu unserem Klassenlehrer und fragten: «Darf ich eine Schere?». Die Schere erhielten wir nur, wenn wir den Satz nochmals ganz wiederholten: «Darf ich eine Schere haben?»

Zum Hilfsverb gehört ein Verb im Infinitiv nun mal dazu.

Ich habe diese Lektion nie vergessen und werde selbst zur etwas aufmüpfigen Lehrerin, wenn mich meine Kinder fragen: «Darf ich noch Suppe?» – «Was, zum Fenster hinaus werfen?»

Unvollständige Sätze sind grammatikalisch meistens falsch (es sei denn, wir setzen Ellipsensätze gezielt als Stilmittel ein). Daneben haben sie eine weitere unangenehme Eigenschaft:

Sie wirken wenig wertschätzend.

Wenn aus langen plötzlich kurze E-Mails werden

Vor kurzem machte mir der Leiter einer Werbeplattform ein Angebot, das für uns beide gleichermassen interessant war. Über dieses Angebot unterhielten wir uns schriftlich in mehreren E-Mails.

Seine erste E-Mail war besonders lang und umfangreich. Und sie war voller ganzer Sätze. Es ging darum, dass er mir sein Angebot schmackhaft machen wollte.

Nach dem vierten Austausch waren wir uns einig. Die Vereinbarung stand.

Ab diesem Zeitpunkt erhielt ich auf meine E-Mails merklich kürzere Antworten – mit kurzen, unvollständigen Sätzen.

Das löste in mir ein befremdliches Gefühl aus: Es schien, als wäre ich nicht mehr so wichtig wie vorher. Als würde sich die Zeit, mir eine E-Mail zu schreiben, für ihn nicht mehr so lohnen wie vorher.

Zeit und Klarheit – beides ist ein Geschenk

Umgekehrt fühlt es sich wertschätzend und «leicht» an, wenn jemand mit mir in ganzen Sätzen kommuniziert.

Warum ist das so?

1 – Um einen ganzen Satz zu formulieren, braucht es etwas Zeit und Überlegung. Gönne ich mir als Absender/in diese Zeit, ist das wie ein Geschenk an meine/n Gesprächspartner/in.

2 – Ganze Sätze sind klar. Und Klarheit ist eine Form der Wertschätzung. Ich überlasse es nicht der anderen Person, die Bedeutung meiner bruchstückhaften Botschaft zu entschlüsseln. Ich übernehme das für sie, indem ich mich verständlich und umfassend ausdrücke.

3 – In sich geschlossene, ganze Sätze haben eine klare Struktur. Unvollständige Sätze verwirren. Menschen, die so sprechen, wirken oft konfus. Wer hingegen wie selbstverständlich in ganzen Sätzen spricht, vermittelt einen souveränen Eindruck. Solche Menschen sind innerlich häufig gefestigt und ebenso strukturiert wie ihre Sätze.

Halbe Sätze, halbe Sachen

Die Art und Weise, wie wir unsere Sätze formulieren, sagt also auch einiges über uns selber aus.

Mechthild von Scheurl-Defersdorf bringt in ihrem Buch «In der Sprache liegt die Kraft!» einen weiteren Aspekt ein. Sie schreibt:

«Ganze Sätze (…) ermöglichen und zeigen Erfüllung. Halbe Sätze zeigen und bewirken Mangel. Bei ihnen fehlt immer etwas. Entweder fehlt das Subjekt oder das Objekt oder auch ein ganzer Satzteil. Halbe und abgebrochene Sätze laden Fehler und Mangel förmlich ein. So wie die Worte eines Menschen den Bausteinen seines Lebens entsprechen, so entspricht sein individueller Satzbau dem Bauplan seines Lebens.»

Ganze Sätze zeigen – und bringen – Fülle. Ich finde das faszinierend!

Was sagt deine Satzgestaltung über dein Leben aus?

 

Dem ICH in Sätzen und im Leben Raum geben

Eine besondere Form unvollständiger Sätze sind Sätze, bei denen das ICH als Subjekt fehlt: «Gehe noch einkaufen» oder «Wünsche dir einen schönen Abend!».

In einer solchen Ausdrucksweise offenbart sich häufig, dass die Sprecherin oder der Sprecher sich selbst und den eigenen Bedürfnissen auch im Leben wenig Platz einräumt.

Ich habe dazu vor einigen Wochen folgendes Video veröffentlicht – schau es dir nochmals an, wenn du magst! 

    Mit ganzen Sätzen zeigst du also Wertschätzung, wirkst souverän und strukturiert – und: Du holst Fülle in dein Leben!

    Ich kenne kein anderes Wundermittel mit der gleichen Wirkung. Und kostenlos ist es auch noch!

     

     

    Ankündigung: Regelmässige Sendungen mit mir auf dem Fernsehsender QS24

    An dieser Stelle kommuniziere ich zum ersten Mal aufregende Neuigkeiten:

    Ich bin ab dem 21. Juli mit regelmässigen Sendungen Gast beim Schweizer Gesundheitsfernsehen QS24 (www.qs24.tv), um Wissenswerts zur Wirkung von Worten zu vermitteln. Genauere Informationen zu Sendedaten und Links folgen auf meiner Homepage www.karinschrag.com.