Donald Trump tut es, die Medien tun es, lokale Politikerinnen und Politiker tun es.

Sie bedienen sich im Zusammenhang mit dem Corona-Virus hemmungslos der Kriegsrhetorik: Wir müssen das Virus bekämpfen, bis es besiegt ist; es gibt Helden, die an vorderster Front kämpfen, und Menschen, die dem Virus zum Opfer fallen.

Es handelt sich um eine kollektive Kriegserklärung – um einen Krieg der Worte.

Das Framing führt zu Kampf-oder-Flucht-Reaktionen

Wer so spricht und schreibt, bedient sich eines kraftvollen Framings. Die sprachlich erzeugten Bilder aktivieren einen «Frame» – ein Denkmuster – in unserem Hirn. Dort lösen sie eine bestimmte Reaktion aus.

In diesem Fall heisst die Reaktion im Fachjargon «Fight or Flight» – Kampf oder Flucht. Wie in Urzeiten reagieren wir auf die Situation, als würden wir direkt einem gefährlichen Tier gegenüberstehen. Unser Körper stösst Stresshormone aus. Doch anders als in Urzeiten bauen wir diese nach dem Ereignis nicht wieder ab. Mit jeder neuen Schlag-zeile fluten neue Hormone unseren Körper. Das schwächt unser Immunsystem. 

Angst macht krank

Allen Kampf-und-Fluchtreaktionen liegt Angst zugrunde. Und auch diese wird in den Medien zurzeit verantwortungslos geschürt. 

Was das bewirkt, hat die Ärztin Viktoria Glasman aus Deutschland unlängst wie folgt erläutert:

Für einen Nocebo-Effekt braucht es keine Pille, Informationen reichen aus. Z.B ich als Ärztin (und noch besser mehrere Ärzte und noch besser Professoren und ein Gesundheitsminister) berichten (am besten mehrmals täglich) darüber, wie gefährlich das X-Virus (oder ein anderes Virus) für alte und kranke Menschen ist.

Wie, glauben Sie, wird das Immunsystem eines alten und kranken Menschen auf die Information reagieren, dass er positiv getestet wurde? Er erinnert sich in dem Moment selbstverständlich an alles, was er bis dahin von den Medien gehört hat: dass die Sterberate bei alten und kranken Menschen besonders hoch ist, dass er evtl. künstlich beatmet werden müsste und dass die Beatmungsbetten evtl. nicht ausreichen werden und dass er mit großer Wahrscheinlichkeit sterben könnte und vor allem an die schrecklichen Bilder aus dem Fernsehen. Was geschieht nun mit seinem Immunsystem?
Es wird runtergefahren. Es wird eigentlich schon Wochen vor der Diagnose durch seine Angst (anhaltende Angst = Dauerstress = erhöhter Cortisolspiegel im Blut = Immunsuppression) runtergefahren.

Die Wissenschaft, die sich damit beschäftigt ist die Psychoneuroimmunologie. Und jetzt kommt dieser alte kranke immunsupprimierte Mensch in eine Klinik….

Das kannst du tun

Ich wiederhole daher an dieser Stelle drei meiner Sprachtipps zur Aufrechterhaltung eines starken Immunsystems:

  1. Sprich nicht mehr über das Corona-Virus als nötig. Richte deine Gedanken bewusst auf Positives, zum Beispiel wie die Situation auch Gutes bewirkt. Überleg dir, auf was du dich nach dem Ende der sozialen Isolation am meisten freust. Sprich darüber!

  2. Informiere dich – und dann konzentriere deinen Medienkonsum bewusst auf erbauliche Themen.

  3. Vermeide «Nocebo-Worte»: Also Ausdrücke, die das Gefährliche, Schlimme und Negative des Virus’ betonen. Diese Ausdrücke schaden dir.

Weitere Sprachtipps mit konkreten Beispielen findest du in meinem Leitfaden zum sprachlichen Umgang mit dem Corona-Virus. Du kannst ihn hier kostenlos herunterladen (Klick aufs Bild):