Wir führen in unserer Familie seit einigen Wochen eine Strichliste. Allen voran Ben und Mia springen immer wieder von ihren Stühlen auf und machen voller Freude einen Strich in der Kolonne bei Mami und Papi.

Wir zählen mit diesen Strichen weder fallengelassene Gabeln noch vergessenes Händewaschen – sondern Worte, die wir geäussert haben, obwohl wir sie meiden wollen. Wir alle lernen so, spielerisch mit Sprache umzugehen.

Auf jeden Fall, eigentlich, von einem Zimmer ins andere rufen

Diese Ausdrücke führen bei uns zu einem Strich: Ich muss, Fall (jedenfalls – auf alle Fälle – in diesem Fall), ein bisschen, eigentlich und falsch verwendeter Irrealis (würde – wäre – hätte etc.). Einen Strich gibt es auch, wenn wir von einem Zimmer ins andere rufen.

Wir wissen: Zu einer wertschätzenden Kontaktaufnahme gehören die vier A = Augenhöhe einnehmen – ansprechen – anschauen – atmen. So geben wir der angesprochenen Person die Chance, uns wahrzunehmen. Und so maximieren wir die Wahrscheinlichkeit, mit unserer Botschaft gehört und in der Folge erhört zu werden.

Wenn wir dann doch zu faul sind, dieses Rezept anzuwenden, dann wissen wir wenigstens, weshalb niemand auf unser Anliegen reagiert.

Spielerisch und achtsam mit Worten umgehen

Nun sammelt mein Mann eifrig Punkte, indem er seine Aufforderungen oder Fragen in lauter Stimme quer durch die Wohnung ruft.

Ich jedoch führe die Liste unangefochten an: Ich verwende den Begriff „e chli“ (ein bisschen) im Moment noch inflationär. Das steht in direktem Widerspruch zu meinem Wunsch, in jeder Hinsicht Fülle in mein Leben zu bringen. Die 20 Rappen pro Strich sind daher eine sinnvolle Investition – sie bringen mich der Fülle jedes Mal einen Schritt näher.

Unsere Kinder lernen auf diese Weise spielerisch, achtsam mit ihren Worten umzugehen. Sie lernen, dass sie mit ihrer Wortwahl ihre Wirklichkeit kreieren – und dass sie sich und ihre Botschaften mit gewissen Formulierungen stärken oder schwächen. Sie haben ein hohes Bewusstsein für die Wirkung von Sprache entwickelt.

Eis für ein Dutzend Tage im Freibad

Und sie lernen schnell. Viel schneller als Mami und Papi, die fast zum ganzen Geld in der Strichkasse beigetragen haben. Mit den Münzen werden wir uns im Sommer übrigens eine ganz bestimmte Sorte Eis gönnen. Die Finanzierung ist für mindestens ein Dutzend Freibadtage gesichert.

 

Welche Ausdrücke fördern eine wertschätzende Kommunikation innerhalb der Familie? In meinen Kursen und Impulsreferaten vermittle ich viele Instrumente, die zu einer wirkungsvollen Sprache mit Kindern führen – und Eltern von ihrem Stress und Druck entlasten.