Worte kreieren Wirklichkeit. Wirklich?

Wirkungsvoll kommunizieren heisst für die meisten Menschen, mit ihren Worten ein beabsichtigtes Resultat zu erzielen:

Das Kind hört und tut, was ich von ihm verlange. Der Mitarbeiter versteht seine Aufgaben und trägt dazu bei, die Unternehmensziele zu erreichen. Die Kundin kennt mein Angebot und kauft. Der Herr im Bus rückt zur Seite, damit ich mich setzen kann.

Sprache als Mittel zum Zweck

In dieser Funktion ist Sprache ein Mittel zum Zweck, ein Weg der Verständigung zwischen A und B. Wir setzen unsere Worte täglich so ein. Das ist legitim. Wir gestalten auf diese Weise unser Zusammenleben und unseren Alltag.

Doch wenn wir uns allein darauf beschränken, dann verkennen wir die Kraft der Sprache. Sie kann so viel mehr!

Worte steuern unsere Körperchemie

Jedes Wort, das wir hören und lesen, löst in unserem Hirn und unseren Zellen komplexe Vorgänge aus. Wie wir auf ein Wort reagieren, hängt damit zusammen, was wir in der Vergangenheit für Erfahrungen mit diesem Wort gemacht haben. Unser Körper stösst in der Folge Hormone aus:

Wenn ein Kind die Worte seiner Mutter hört, durchfliesst das Wohlfühlhormon Oxytocin seinen Körper. Wenn ich ein gutes Gespräch führe und mich dabei als Mensch gesehen und gehört fühle, dann erlebe ich die wohltuende Wirkung des Hormons Dopamin

Sprache als Wohltäterin

Gleichermassen reagiert mein Körper auf Worte mit dem Ausstoss von Stresshormonen – etwa dann, wenn ich mich ärgere oder ängstige, wenn ich mich übergangen oder ungerecht behandelt fühle, wenn ich misstrauisch oder eifersüchtig bin.

Kommt das immer wieder vor, dann ist mein Stresslevel konstant hoch. Das macht auf Dauer krank.

Das zeigt eine weitere Dimension von Sprache auf, die über die blosse Verständigung zwischen A und B hinausgeht. Wir beeinflussen mit unseren Worten, wie wir uns fühlen:

Wir können mit unserer Wortwahl Stress reduzieren oder erhöhen. Wir können angenehme oder unangenehme Gefühle in uns wecken. Unangenehme Gefühle halten wir – meist unbewusst – länger in uns wach als nötig. Das geschieht, wenn wir oft davon sprechen, was uns belastet. Oder wenn wir uns oft „beschweren“.

Sprache als Nährboden für ein gelingendes Leben

Gleichermassen beeinflussen wir, wie sich die Menschen in unserem Umfeld fühlen. Wir können wohlwollend mit anderen kommunizieren – verbal und non-verbal. Bei einer einmaligen Begegnung vermögen wir damit einer anderen Person einen Glücksmoment zu bescheren. Kreieren wir in unserer Familie sprachlich eine Oase der Wertschätzung, dann ist die Auswirkung ungleich nachhaltiger: Dann bereiten wir Kindern mit unserer Sprache den Nährboden für ein gelingendes Leben.

Wir haben also die Macht – und damit die grosse Verantwortung –, unsere Worte zu unserem Wohl und zum Wohl unserer Nächsten einzusetzen.

 

Worte sind die Fäden, aus denen du dein Leben wirkst

Sind wir uns der Kraft unserer Sprache vollends bewusst, dann gehen wir sogar noch einen Schritt weiter. Wir erkennen dann, dass wir mit unseren Worten unsere Wirklichkeit kreieren. Wir steuern mit ihnen, was wirklich wird. Wir gestalten mit ihnen eigenverantwortlich unser Leben. Wovon wir häufig sprechen, das manifestiert sich.

Das transitive Verb „wirken“ verdeutlicht dies: Wenn ich einen Stoff wirke, dann wird aus den einzelnen Fäden „Wirkware“, es entsteht ein handfestes „Werk“. Genau so wirkungsvoll sind Worte: Sie sind die Fäden, aus denen ich meinen Lebensstoff herstelle.

Dabei entscheide ich selber, ob ich an einem Jute-Sack oder einem goldgewirkten Brokat arbeite. Oder anders: Ich kann sprachlich dazu beitragen, ob ich in Fluss bin, ob sich meine Wünsche erfüllen, ob ich glücklich bin.

Lerne, das Instrument „Sprache“ zu bedienen

Worte wirken immer! Die Frage ist nur, in welche Richtung. Ob wir sie zu unserem Wohl einsetzen, oder ob unser Boot auf dem Fluss des Lebens ohne Steuerrad dahintreibt. Letzteres macht uns von äusseren Gegebenheiten abhängig. Dabei ist es einfach, das Steuer wieder selber in die Hand zu nehmen!

Lerne das kraftvolle Instrument, das du mit deiner Sprache erhalten hast, zum Wohl von dir und d(ein)er Welt zu gebrauchen. Nur dann schöpfst du seine Kraft aus – und schöpfst aus seiner Kraft. Nur dann kreierst du den Lebensstoff, den du haben willst.